Offener Brief

Lieber Dieter,

vor ca. 8 Jahren wurde ich eingestellt. Da haben der Vorstand und Du selber entschieden, mich im DGB BW Tagungszentrum Sasel einzustellen und ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Das gilt bis heute und auch die Gäste schätzen mich sehr.
Ca. ein Jahr später sollte dann der Hotelbereich outgesourct werden. Da hatte ich schon Angst und es war mir völlig unverständlich, dass ich erst eingestellt werde und dann abgeschoben werden sollte, zumal das Geld, das du für mich vom Integrationsamt bekommen hattest, gerade erst in die Küche eingeflossen war.

Nun ist es zurzeit so, dass das Tagungszentrum Sasel, und auch Starnberg, deinerseits geschlossen werden sollen.

Welche Angst ich im Moment habe, kann ich in Worten gar nicht ausdrücken, denn ich werde dieses Jahr noch 50 Jahre alt und bin, wie du weißt, zu 90% schwerbehindert. Außerdem wird es immer schwerer, in der heutigen Zeit einen Arbeitsplatz auf dem 1. Arbeitsmarkt zu bekommen.

Ich liebe meine Arbeit sehr. Ich habe mich in vielen Bereichen der Küche und Hauswirtschaft hochgearbeitet. Ich beziehe Betten, helfe bei der großen Abreise und mache die Runde. Ich dekoriere bei Festen Tische und Tafeln und werde immer gerne gefragt, ob ich bei großen Festen den Getränkeservice mache. Auch in der Küche habe ich mich in allen Bereichen hochgearbeitet und arbeite selbstständig.

Das habe ich alles nur erreicht, weil ich mit vollem Einsatz und viel Herzblut dabei bin.
Die Kolleginnen und Kollegen sind wie eine Familie für mich.

Und das willst du, Dieter, alles wegwerfen?

Ich fühle mich ausgenutzt und kann nicht verstehen, dass du mich erst von der Straße holst und mich jetzt wieder auf die Straße setzt. Du lässt uns fallen, wie eine heiße Kartoffel.
Du machst die Tradition unseres Hauses kaputt und meine Familie auch.

Ich habe das Gefühl, seit dem Jürgen Krack weg ist, geht unsere Tradition, unser Markenzeichen – Sasel kaputt.

Ich bin sehr enttäuscht von Dir. Du redest gar nicht mehr mit mir und begrüßt mich nicht einmal mehr seit der Belegschaftsversammlung vom 06.10.2010. Auf der Belegschaftsversammlung hast du versprochen, dich um jeden Mitarbeiter individuell zu kümmern und für die Zukunft zu sorgen.

Was hast du denn bisher für mich getan? Ich weiß von nichts. Und du sprichst von Sozialverträglichkeit?

Diese Situation macht mich sehr wütend. Ich bin enttäuscht, etwas verbittert. Außerdem finde ich das ganze sehr beschämend, vor allem, wenn ich auf meine Kolleginnen und Kollegen blicke, die zum Teil auch schon älter sind und lange beim DGB arbeiten.
Einige verlieren nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihre Wohnung, also ihre ganze Existenz. Wenn ich den Kolleginnen und Kollegen dann in die Augen blicke, macht mich das wieder wütend und ich bin beschämt.

Ich kann auch nicht verstehen, warum wir beim Bildungswerk nicht den Kündigungsschutz erhalten wie die Kolleginnen und Kollegen beim DGB.
Ich habe das Gefühl, das liegt daran, dass wir die sogenannten gewerblichen Mitarbeiter sind und in der Küche und im Haus arbeiten.

Ich schreibe diesen Brief an dich als offenen Brief, weil ich nicht möchte, dass er vielleicht in Deiner Schreibtischschublade verschwindet.
Meine Meinung kann auch ruhig jeder wissen und vielleicht macht der Brief auch anderen Kolleginnen und Kollegen Mut, an dich zu schreiben.
Du sollst meinen Schmerz ruhig spüren, denn ich habe den Eindruck du weißt gar nicht, wie wir uns wirklich fühlen und ich möchte Dir hiermit mal die Augen öffnen.

Ich wünsche mir sehr, dass unser Tagungszentrum in Sasel, und natürlich auch das in Starnberg, bleiben wird.

Mit freundlichen Grüßen
Svend Schröder

Hamburg 12.05.2011