Beschämend
Ja, ich finde es beschämend.
Alle Gewerkschaften haben damit zu kämpfen, dass die Identifikation der Menschen mit Gewerkschaften immer mehr abnimmt und für viele die Zugehörigkeit zu einer Gewerkschaft nicht mehr notwendig erscheint.
Welchen Eindruck hinterlassen Gewerkschaften in der Öffentlichkeit, wenn es um Personalabbau, Tarifverhandlungen im eigenen Haus oder eben jetzt die Schließung von Bildungsstätten geht? Wie viel Wert hat dann das Wort von Gewerkschaftern bei Verhandlungen mit Unternehmern, wenn ihnen von denen dann der Spiegel vorgehalten wird?
Warum nutzen wir Gewerkschaftshäuser, wenn wir auch die Möglichkeit haben, uns bei privaten Anbietern in vier Sterne Hotels den Ar
nachtragen zu lassen?
Weil wir Wert auf eine mitarbeiterorientierte qualifizierte Ausbildung unter Unseresgleichen legen. Gerade die Arbeitsrechtseminare des DGB sind bei den Betriebsräten unserer Betriebsgruppe Gesetz.
Meinem Erachten nach, reiht der DGB sich damit in die Reihe von Staat und Unternehmen ein. Die einen sparen an der Ausbildung unserer Kinder oder kürzen bei Krisen die Budgets für Forschung und Wissenschaft, die anderen streichen bei der kleinsten Krise sofort die Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter. Besser kann man es gar nicht anstellen, um sich zurück in die Steinzeit zu katapultieren.
Man darf eines nicht außer acht lassen. Die Arbeit von Gewerkschaften vor Ort, definiert sich bei den Mitarbeitern zum großen Teil über die Betriebsräte. An deren Arbeit, ihrem Einsatz und ihrem Fachwissen, messen die Beschäftigen die Gewerkschaften. Und darum muss es doch das höchste Ziel von Gewerkschaften sein, alles dafür zu tun, dass die Wünsche von Betriebsräten und Bildungsurlaubern nach Bildung in Gewerkschaftshäusern erfüllt werden und diese als Multiplikatoren zurück in ihre Betriebe gehen und für eine bessere Identifikation der Menschen mit Gewerkschaften sorgen können.
Ich war seit Oktober 2010 3mal während der Ausbildung zum Konfliktberater in Sasel und finde es unglaublich, wie das Personal dort trotz der drohenden Schließung seine Arbeit hervorragend macht. Es berührt einen und macht traurig.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass diese Entscheidungen rückgängig gemacht werden.
Mit kollegialen Grüssen
Klaus Mitzkat
Freigestelltes Betriebsratsmitglied bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG Duisburg Nord
ver.di-Mitglied, Vorsitzender der ver.di-Betriebsgruppe Stahl
Mitglied des Bezirksvorstandes ver.di Duisburg Niederrhein