25. November 2011
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
gerade haben wir die letzten Betriebsräte aus Seminaren diese Woche in Sasel verabschiedet. Es ist zutiefst traurig, dass wir uns heute nicht nur von einem Gebäude in einer wunderschönen Umgebung nahe am Herzen Hamburgs verabschieden müssen, sondern auch von einer Kultur, die Teil des Saseler Konzepts gewesen ist. Es gibt ja Leute die behaupten, dass das Konzept 1 zu 1 in das Tagungshaus am Besenbinderhof im Herzen von Hamburg übertragen wird. Aber haben die was begriffen? Was wird aus Kopf und Rumpf, wenn Arme und Beine amputiert sind?
Für mich war die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen aus Haus und Küche immer ein Teil der Gesamtarbeit für das Saseler Konzept. Die Kolleginnen und Kollegen Betriebsräte, die aus allen Branchen und der ganzen Republik zu uns kamen, sollten hier einen im gewerkschaftlichen Sinne heimatlichen Ort vorfinden, auf dessen Boden sie handlungsorientiert unterrichtet und an Leib, Seele und Kopf gestärkt wieder in ihre jeweiligen Betriebe (bei fast allen in Kampfsituationen) zurückkehren konnten. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus Haus und Küche haben dazu ihren wichtigen Beitrag geleistet. Sie wussten immer, dass sie es nicht nur mit Kunden sondern mit anderen Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe zu tun hatten. Dementsprechend waren sie zusammen mit allen Abteilungen geschult und sensibilisiert worden.
Sasel geht nicht zum Besenbinderhof. Seien wir endlich ehrlich: Sasel gibt es nicht mehr.
Es ist außerordentlich seltsam für unseren Gewerkschaftsbetrieb, dass die Leistungen unserer Kolleginnen und Kollegen aus Haus und Küche für das Gesamtkonzept über unser Haus und seine Besucher hinaus nie gewürdigt wurden. Sie werden seit längerer Zeit behandelt wie lästiger Ballast, den man schnellstens und möglichst billig loswerden möchte. Es ist bezeichnend, dass sie völlig überrascht davon waren, als die neue Geschäftsführerin Claudia Meyer sie bei ihrem ersten Besuch letzte Woche hier in der Küche besucht und mit ihnen geredet hat. Solche Gesten von leitender Stelle gab es seit Ewigkeiten nicht mehr.
Etliche von unseren Kolleginnen und Kollegen aus Haus und Küche haben noch keinen Job. Es sind gerade diejenigen, die durch Alter, Schwerbehinderung, körperliche Gebrechen u.ä. auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben. Ich wünsche mir, dass sich irgendwo auf höherer Ebene noch ein Rest von gewerkschaftlichem Gewissen findet, um zumindest diesen (drei) Kolleginnen und Kollegen am Besenbinderhof eine Arbeitsmöglichkeit zu geben. Arbeit genug ist da, und die Saseler Kultur könnten sie hineintragen.
In diesem Sinne
Viele Grüße (noch) aus Sasel
Barbara