Info des Gesamtbetriebsrates des DGB Bildungswerks vom 18.04.2011:
Braucht gewerkschaftliche Bildung eigene Häuser?
In ihrer neuesten Ausgabe diskutiert die Zeitschrift Mitbestimmung der Hans Böckler Stiftung in mehreren Beiträgen das Thema: Gewerkschaftliche Bildungseinrichtungen.
Auch Dieter Eich hat als Geschäftsführer des DGB Bildungswerks seitens der Redaktion der Mitbestimmung die Möglichkeit erhalten, sich zu der Schließung unserer Tagungszentren am Starnberger See und in Hamburg Sasel inhaltlich zu positionieren und dabei die Möglichkeit genutzt, die geplanten Maßnahmen zu rechtfertigen.
Wir sind als Interessenvertretung der Beschäftigten des DGB Bildungswerks nicht zu diesem
Thema befragt worden. Trotzdem möchten wir uns in die laufende Diskussion inhaltlich einbringen und werden das auch mit einem Leserbrief und einer Stellungnahme an die Redaktion der Mitbestimmung tun. Dazu vorab einige Fragestellungen:
– | Das Bildungswerk wird wenn es nach dem Willen der Geschäftsführung geht ‐ in der Amtszeit von Dieter Eich sechs seiner sieben Häuser geschlossen haben. Wieso ist eigentlich nur das DGB Bildungswerk in diesem Umfang von der Krise der gewerkschaftlichen Bildung betroffen? |
– | Warum wird der in der Betriebsrätebildung fest verankerte Standort Sasel aufgegeben und durch Besenbinderhof ersetzt? Wieso glauben die Beteiligten, dass sie das Konzept und den Markennamen Sasel an diesen Standort mitnehmen und den Teilnehmern diesen Vorgang im Anschluss dann als Kontinuität in der Bildungsarbeit verkaufen können? Wieso wird Hamburg Sasel in einer Phase permanenter Vollauslassung geschlossen? |
– | Wieso wird nachdem das Konzept: Bildungswerk on Tour kläglich gescheitert ist, genau dieses Konzept zur neuen und richtungweisenden Strategie erklärt? |
– | Wieso ist die Geschäftsführung überrascht davon, dass im Vier‐Jahres‐Rhythmus in den Monaten vor und nach der Wahl die Teilnehmer ausbleiben? Und wieso stellt in solchen Zeiten der BR einen Antrag auf Kurzarbeit und nicht die Geschäftsführung? |
– | Wieso wird die finanzielle und organisatorische Unterstützung der IG Metall zur Aufrechterhaltung des Standorts Starnberg seitens Dieter Eich umgedeutet in: Ein großes Problem ist der fehlende Wille, über die Organisationsgrenzen hinaus im Bildungsbereich enger zu kooperieren und Kapazitäten zu bündeln. Hier herrschen trotz ähnlicher Probleme aller gewerkschaftlichen Anbieter Organisationsegoismen vor. |
Das sind nur einige der Fragen, die wir in den nächsten Wochen und Monaten in den Interessenausgleichsverhandlungen und in der betrieblichen Öffentlichkeit bearbeiten müssen und bearbeiten werden. Nur wenn die pädagogischen und bildungspolitischen Aspekte der geplanten Schließungen mitdiskutiert werden, entsteht ein Gesamtbild der Folgen und potentiellen Risiken, die sich aus dem Rückzug aus den eigenen Häusern und der Verlagerung der Seminararbeit in den Besenbinderhof und in Hotels ergeben können.
Wir möchten Euch als betroffene Mitarbeiter des Bildungswerks ermutigen, ebenfalls zur Schließung der Tagungszentren ‐ unter persönlichen und unter pädagogischen Aspekten ‐ Stellung zu nehmen. Einerseits geht es um die sozialen Folgen der Schließung der Häuser für die betroffenen Mitarbeiter, andererseits muss aber auch die Frage diskutiert werden, ob gewerkschaftliche Bildung nicht auf eigene Bildungsstätten angewiesen ist, wenn sie denn pädagogischen und didaktischen Erwartungen eines modernen Bildungsangebots gerecht werden will.
Wir haben in den letzten Monaten von vielen Betriebsräten Zuspruch erhalten in unserem Einsatz gegen die Schließung der Tagungszentren. Wir werden deshalb die gleiche Bitte zu einer eigenen Stellungnahme auch an die ja ebenfalls von der Schließung betroffenen Betriebsratsgremien richten.
Redaktionelle Anmerkung:
Im weiteren Verlauf dieses GBR-Infos gehen die Betriebsräte des DGB Bildungswerks auf ein Schreiben von DGB-Bildungswerk-Geschäftsführer Dieter Eich ein und verdeutlichen Handlungspositionen der Betriebsräte in Hamburg und in Starnberg zu den laufenden Interessenausgleichsverhandlungen. Wer dies nachlesen möchte kann sich hier das gesamte GBR-Info als PDF Datei herunter laden.